Heinrich Schütz

Heinrich Schütz (1585-1672) war – lange vor Bach, Händel und Beethoven – der erste deutsche Komponist von Weltrang. Oft wird er daher als "Vater der deutschen Musik" bezeichnet.




Fast 40 Jahre lang wirkte Schütz als Hofkapellmeister in Dresden, wo es damals einen der bedeutendsten und glanzvollsten Fürstenhöfe Mitteleuropas gab. Während der Dreißigjährige Krieg in Deutschland tobte, Dresden aber großenteils verschonte, hob Heinrich Schütz das Niveau deutscher Musik in bis dahin ungekannte Höhen.

Schwermütige Schönheit

Von melancholischer, schwermütiger Schönheit ist die Musik, die Schütz komponierte – frei von aller Hektik, ruhig, tiefgründig, anmutig, harmonisch und ausgewogen. Wo zuvor meist lateinische Verse gesungen wurden, dichtete Schütz in Deutsch – und damit verständlich auch für einfache, ungebildete Menschen.

So schuf er eine neue Qualität in der protestantischen Kirchenmusik. Chöre und Solisten wechselten einander ständig ab, von zarten Lauten-Klängen begleitet. Virtuos wurden Instrumental-Passagen mit Gesang verwoben.

Schütz ließ die Künstler oft an verschiedenen Orten im Kirchenraum singen und sorgte dadurch für eine facettenreiche Klangfülle, die die Zeitgenossen faszinierte und begeisterte. Von unerhörter Schaffenskraft, immer lernbegierig, ständig rastlos auf der Suche nach neuen Melodien und Satzfolgen, erweiterte er konsequent seine Tonsprache bis ins hohe Alter.

So wurde er schon zu Lebzeiten berühmt. 1672 starb er mit 87 Jahren hochgeehrt in Dresden.

Musikalisches Leitmotiv: der Tod

Als Schütz 1585 geboren wurde, stand Deutschland kurz vor einem schrecklichen Flächenbrand. Dramatische Umwälzungen standen bevor. Europa war gespalten in Katholiken, Lutheraner und Calvinisten. Die Spannungen wuchsen.

Der allerorten spürbare Bekehrungseifer schreckte vor Grausamkeiten nicht zurück. Hexenverbrennungen und Pestepidemien peinigten die Bevölkerung. Der Tod bestimmte das Zeitalter der Glaubenskämpfe.

Historiker schätzen, dass ein Drittel der deutschen Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) umkam – rund sechs Millionen Menschen. Auch Heinrich Schütz' Leben war vom Tod geprägt. Bis 1638 verlor er seine junge Ehefrau, eine der beiden Töchter, die Eltern und einen Bruder.

Es erstaunt nicht, dass der Komponist einmal von seiner "nahezu qualvollen Existenz" sprach. Doch seine schöpferische Energie schien darunter nicht zu leiden. Die allgegenwärtige Erfahrung des Todes wurde zu einem Leitmotiv seines musikalischen Werkes.



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